Eine Weihnachtsgeschichte


Hört, hört. Hört, hört. So hört doch!


 
So hört doch!
Es wurde uns ein Hut geboren
zum täglichen Verzicht
Zicht, zicht
Zicht, zicht
Ich habe ihn zu dem Kinde gelegt
In warmer Truhe aufgebettet
Damit die Tiere staunen können
 
Am Himmel ist ein Stein erschienen
Getragen von drei Hanselfinken
Die sich versteckt
Im niederen Gebüch
Dort milde Gaben aus dem Zarb gebaren

Ich sagt zu ihnen:
Kommt heraus, es brennt!
Da gabsen sie zur Antwort:
Nein, nein
Nein, nein
Das ist unser gläubiges Geschick
Die Flammen zu zergerben 

Doch ich sah, dass ihre Haut schon blubberte
Kommt da raus
Ihr knistert schon!
Da sagten sie:
Vul-va! 

Wir hörten, der Roland habe uns
Einen Hut geboren
Wir kamen her, um ihn zu salben
Salb, salb
Salb, salb
Dsalb sind wir nun gekommen
In dieses stramme Land 

Ich dachte nur:
Preiselt den Bären!
Praise the short -
Sie kamen, um den Hut su zalben,
der im warmen Nachtlicht brühte 

Sturzbachartig schlenderte ich
Im vollsten Galoppe
Zu meiner Frau Mongolia
Trab, trab
Trab, trab
Und verbreitete
Die frohe Kunde 

Ich blökte ihr entgegen
Hier seien drei Hanselfinken
Den Hut su zalben
Da purzelten vor lauter Schreck
Ihre Brüste auf den prallen Kaffeetisch,
der unter der gewaltgen Last zerbarst 

Obacht Weib, warb ich ihr entgegen
Achte auf deinen Strunk
der dazu gedacht, den Hut zu speisen
Schlürf, schlürf
Schlürf, schlürf
So trank der Hut aus der Frau heraus
Dass ihr Gesäuge nur so keuchte 

Sie sagte mir
Sie hätte einen Traum gehabt
Die Nacht –
Der Klabusterbär wäre ihr erschienen
Und hätte es ihr aufs fürstlichste besorgt 

Der Klabusterbär
Wer solle das sein?, frug ich das geile Weib
Ein mysteriöses und gar heilges Tier
Bekam ich zur Antwort
Ui jui, ui jui
Ui jui jui
 
Es lebe in den braunen Wäldern
Und sei der Schutzpatron der Gesäßlosen
Der Gesäßlosen?, spottete ich
Ich glaubte, die wären
Im Zulf nach Jusuf abgewruggt
Und nun hört ich mir beiderlei Geöhr,
dass sie gekalbt im Baumbärglanz noch zubbelten 

Fakt ist: Fuck this!, sagte da mein Weib
Da brauchst du nicht mehr zu äugen
Wie eine Karaffe voll Hack
Hack, hack
Mache Lack
Und steh deinen Mann
Du erbärmliches Würtschen 

Da war ich baff
Und vor lauter Schneit
Lädterte ich in vollem Anlauf
Den Hanselfinken
Vor ihre hohlen Ommeln 

Watn dat ...?
Fragten sie verdutzt
Da schmulft ich so:
Ohr neij, ohr neij
Ohr neij, neij, neij
Mein teueres Weib, die olle Sau
Hat sich vom Bären schnackseln lassen 

Potztausend!
Vom Klabusterbärn?
Den Gnulf macht der
nicht alle Tage nicht
Einmal nur alle batzillionen Jahre 

Der Shit rippte schon derbst –
Also dachte ich
Da gehört der Wanst nun mir
Mir, mir
Mir, mir
Und so machte ich einen Hut daraus
Die Menschheit zu entzöcken
Der Trashfilm im Zeitalter seiner
technischen Reproduzierbarkeit


 
Der Trashfilm erlebt seit einiger Zeit sein Comeback. Ob das mit den Grindhouse-Produktionen von Tarantino und Rodriguez zu tun hat oder mit der Youtube-Generation, die für jedes schlecht gemachte Video das geeignete Publikum findet, sei dahingestellt. Trash ist geil. Da sind wir uns doch hoffentlich einig.


Billige Kulissen, schlechte Schauspieler, unglücklich gesetzte Schnitte und unlogische Handlungszusammenhänge. Das alles sind zwar Merkmale für den Trashfilm, aber Trash ist nicht gleich Trash, selbst wenn sich der umgangssprachliche Müll vor allem durch seine geringen Produktionskosten und durch die eklatante Verwendung jeglicher Arten von Klischees auszeichnet.

Trash lässt sich nicht nur auf das Medium Film anwenden. Ein kurzer Blick ins Fernsehprogramm genügt, um herauszufinden, dass dieses selbst von Müll zusammengehalten wird. Man denke hier bloß an Big Brother, Gameshows, Talkshows, Realityshows oder an Boulevardmagazine, die vor allem durch ihre Überflüssigkeit überzeugen. Die Liste ist endlos.

Dennoch sehen wir uns diese Sendungen gerne an, denn wir finden sie einfach geil. Wir brauchen diesen Mist, sei es um uns darüber aufzuregen oder um jene absurden Handlungsstränge zu verfolgen, die wir später im persönlichen Gespräch mit unseren Freunden wieder aufgreifen. Die Frage nach dem Grund dafür ist schon bald überflüssig, denn wir wollen unterhalten werden, und das am besten so niveaulos wie möglich. Denn – wenn wir mal ehrlich sind – wer kann sich schon bei Kant und Goethe entspannen oder sieht sich Kubricks 2001-Odyssee im Weltraum an, wenn er einfach mal abschalten will?


Die Musikindustrie soll an dieser Stelle natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, denn diese hat die seichte Unterhaltung im Grunde genommen erfunden. Schlechte Musik zu machen ist nicht nur einfach, nein, sie scheint sich auch noch besser zu verkaufen als die gute, wenn man sich nur die Charts der letzten Jahrzehnte anhört. Oberflächliche und kitschige Texte kommen nicht nur in der Teeniegeneration gut an, sondern verzaubern ebenso die Hitparaden der Volksmusik wie die aufgebrachten Mengen betrunkener Oktoberfesttouristen. Dabei kann Trash fast jede Form von Stimmung annehmen. Ob Sauflieder oder gefühlsduselige Jammermusik, Comedy oder melancholischer Emopop – Trash findet überall seine geeigneten Vertreter – selbst in der Undergroundszene. Man denke hier zum Beispiel an Wesley Willis, der geschätzte einhundertmal dasselbe beschissene Lied komponiert hat.


Aber wie bereits gesagt: Trash ist nicht gleich Trash. Im Großen und Ganzen unterscheidet man zwischen zwei Arten von Trash, die sich erst bei genauerer Betrachtung voneinander unterscheiden, denn rein oberflächlich ähneln sich die Produkte schon sehr; gerade wenn es um Filme geht. Sie sind handwerklich oft schlecht gemacht, billig produziert, manchmal abartig, manchmal schockierend, aber vor allem verkörpern sie die niveaulose und einfache Unterhaltung in Reinform.



Die Differenzierung liegt vielmehr in der Absicht des Filmemachers, der eventuell ganz bewusst eine gewisse Selbstironie anlegt, um sich den bestehenden Klischees anzunähern. Ganz im Gegensatz dazu stehen die unbeabsichtigten Billigproduktionen, die an den Grenzen ihrer Mittel scheitern, an den schlechten Drehbüchern oder einfach an dem Können der Mitwirkenden. Strahlendes Vorbild hierfür ist Edward D. Wood jr. – Als bekennender Transvestit und Angorafetischist sind seine Filme aber immerhin Kult geworden und das nicht erst seit der Verfilmung seines Lebenswerkes durch Tim Burton. Grund dafür sind nicht nur seine aberwitzigen Ideen in der Umsetzung – etwa seinen während den Dreharbeiten verstorbenen Filmstar Bela Lugosi durch einen Laiendarsteller zu ersetzen, der wegen mangelnder Ähnlichkeit ständig ein Cape vor sein Gesicht halten musste – sondern auch durch die skurilen Ereignisse hinter den Kulissen. So gelang es ihm zum Beispiel sein ganzes Filmteam von einer Baptistengemeinde taufen zu lassen, die ohne diesen Akt seinen Film Plan 9 from Outer Space nicht finanziert hätte.


Doch Trashfilme können auch mit tiefgründigen Inhalten gefüllt werden. Trash ist hier dann nur Stilmittel wie etwa in Das Deutsche Kettensägenmassaker von Christoph Schlingensief. Schlingensief inszeniert hier die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung, in der eine Hand voll Westdeutscher die Aufregung nach der Wende ausnutzt, um fröhlich ein paar Ossis abzuschlachten, getreu dem Motto: „Sie kamen als Freunde und wurden zu Wurst“ – Das fertige Werk sieht natürlich aus wie ein erstklassiger Splatterfilm, der selbstverständlich an das Texas Chainsaw Massacre angelegt ist und sich eben jener Klischees bedient. Doch in dem sich hier weiter zuspitzenden Irrsinn offenbart sich bald eine neue Form von Erkenntnis, die über die Grenzen der Parodie hinaus zur Gesellschaftssatire heranwächst. Die metaphorische Ausschlachtung Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung wird hierbei zum realen Gemetzel auf der Leinwand, was einen neuen Umgang mit dem Genre des Splatterfilms hervorbringt und somit eine tiefere Bedeutungsebene entstehen lässt.





In solch einem Raum künstlich angelegten Schwachsinns erscheint das von Filmen vorgefertigte Bild des Genres gerade durch seine Übertreibung fragwürdig. Die Erwartungshaltung wird dadurch nicht nur erfüllt, sondern übertroffen und somit parodiert. So etwa in dem Zombie-Trash Streifen Planet Terror von Robert Rodriguez. Hier wird all das, was man aus gewöhnlichen Zombiefilmen kennt auf die Schippe genommen, jedes Klischee bedient und dazu noch eine geeignete Übertreibung gefunden, wodurch eine neue Art von Humor entsteht, die nicht ohne die Liebe zum Trashfilm auskommt. Man muss ihm dabei mit einer gewissen Ironie begegnen, um Gefallen an ihm zu finden. Es ist geradezu eine Hommage an den Trashfilm, die uns zwar über die teils peinlichen Selbstdarstellungen diese Genres lachen lässt, aber die uns gerade an die schönen Seiten jener unkomplizierten (und somit authentischen) Form des Filmemachens heranführt. Selbst die Bildqualität wurde nachträglich so verändert, dass das Bild so aussieht als würde eine alte Filmrolle durch einen billigen Filmprojektor laufen. Der ganze Look wirkt somit schmutziger, gebrauchter, so als wäre der Film schon dutzende Male kopiert worden – Was hätte wohl der gute, alte Walter Benjamin dazu gesagt, wenn die Aura des Kunstwerks absichtlich so verdorben wird, nur weil schlechte Qualität plötzlich zum Markenzeichen wird?


Trash stellte sich aber schon immer gegen die Konventionen, kann somit sogar als Gegenkunst gewertet werden, denn die Geschichte des Trashfilms beginnt in den 30er Jahren als die Kinos noch im Besitz der großen Filmstudios waren. Infolge dieser Monopolisierung gründeten sich kleine, unabhängige Kinos, die sich auf Tabuthemen spezialisierten und die bald zu ihrer eigenen Rechtfertigung mit aufklärerischen Inhalten angereichert wurden. Man spricht daher auch vom Exploitation-Movie. Zu seiner Blüte gelangte diese Art von Filmen in den 60er, 70er und 80er Jahren als die Tendenz vor allem zu übertriebenen Sex- und Gewaltdarstellungen ausuferte und schließlich in der Sexploitationwelle der Pornoindustrie endete.


Auch der japanische Monsterfilm, der sogenannte Kaiju Eiga, entstand zunächst als Gegenbewegung zu den amerikanischen Science-Fiction- und Monsterfilmen. Statt des aufwendigen Stop-Motion-Verfahren steckten sie hier einfach Schauspieler in Gummianzüge und ließen sie aufeinander einschlagen. Godzilla war dabei natürlich Vorreiter, verzichtete aber bereits nach dem ersten Teil auf eine ernste Hintergrundgeschichte, die sich zuvor noch mit den Opfern der Atombombenexplosionen von Nagasaki und Hiroshima auseinandersetzten.




Der italienische Giallo soll hier natürlich nicht unerwähnt bleiben – Ein Filmstil, der sich zunächst noch an den Edgar-Wallace-Filmen orientierte, später aber vor allem am Werk von George A. Romero. Das Resultat waren Zombie- und Kannibalenfilme, die sich auf die Zurschaustellung und Verstümmelung des menschlichen Körpers fixierten. Hier wurden jahrtausendealte Sehnsüchte befriedigt, die an sich völlig nutzlos sind, aber uns zeigten, dass das Modell von „Brot und Spielen“ immernoch ein sehr beliebter Kassenschlager ist. Die Unterhaltung durch Ekel und Perversion war zwar schon immer irgendwie witzig, aber durch das Medium Film konnte hier nun erstmals eine Variante geschaffen werden, die ohne wirkliche Opfer und trauernde Hinterbliebene auskam.


 

Überraschenderweise wird auch der sogenannte Spaghetti-Western zu den Trashfilmen gezählt, obwohl er so großartige Regisseure wie Sergio Leone hervorbrachte. Andererseits überrascht es kaum, da die Wurzeln dieses Genres zunächst in den Karl-May-Verfilmungen lagen und erst im Laufe der Jahrzehnte seinen schlechten Ruf verloren, da sie durch teilweise meisterhaftes Handwerk überzeugen konnten und mit tiefgreifenden Inhalten angereichert wurden.



Und wo wir schon beim Western sind, darf der Eastern natürlich nicht fehlen. Ursprünglich wurden damit eigentlich alle möglichen Billigproduktionen aus Asien bezeichnet. Später ist der Begriff aber zum Synonym für asiatische Martial-Arts-Filme geworden, die bewusst Stilelemente des Westerns übernahmen. Aber auch der Eastern hat zahlreiche Meisterwerke hervorgebracht, die weit über die Grenzen der klassischen Asia-Klopperei hinausgehen. Erwähnt sei an dieser Stelle nur der Name Akira Kurosawa, der durch seine meisterhaften Erzählweisen und Kameratechniken nicht nur das Kino Asiens nachhaltig beeinflusste.



Doch Trash muss eigentlich billig sein, er muss schlecht sein, denn darin liegt ja gerade der Reiz dieser Filme. Trash ist Antikunst. Trash ist ein Fest des Nutzlosen, des Überflüssigen, des Niveaulosen. Man muss spüren, dass man im Kino sitzt, so wie es Bert Brecht mit seinem Verfremdungseffekt auf das Theater anwenden wollte. Gerade aus diesem Bruch mit der Illusion, mit dieser Verletzung der Ansprüche auf Realismus im Film entsteht dieses irritierende Gefühl der Verunsicherung, das Trash ausmacht. Trash muss Spaß machen, muss unkompliziert und transparent sein. Erst dann wird Trash zum wahren Spiel – wenn es den Zuschauer erkennen lässt, wie das Spiel entstanden ist, wenn die Konventionen um seiner selbst Willen gebrochen werden. Erst dann ist Trash richtig geiler Scheiß!