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Sächsische Männer 

Ich habe Angst vor sächsischen Männern
bierbäuchig und pöbelnd
die Wänste fett
die Köpfe hohl
gewaltbereit und schon mittags besoffen
mit der Molle in der Hand
seine Wut in die Bahn kotzend

Sächsische Männer
die jungen Mädchen
in dunklen Parks auflauern
die erwachsene Frauen vergewaltigen
die kleine Kinder ficken
und ihre Taten auch noch auf Video aufzeichnen

Sächsische Männer
die sich abends aus dem Haus schleichen
um Flüchtlingsheime anzuzünden
die voller Familien sind
mit Frauen und Kindern
die Angst haben
vor sächsischen Männern und Frauen
die die Schutzsuchenden
anpöbeln und sie durch die Straßen jagen
und das nur
weil sie fremd sind

Ich habe Angst vor Männern und Frauen
die montags durch Dresden ziehen
ihre Hasstiraden auf den Lippen
und gar keine Argumente mehr suchen
sondern nur noch Selbstbestätigung
und Anleitung zum Handeln
Die ihrem Schmerz
nur noch Ausdruck verleihen können
durch rasende Wut und Gewaltexzesse 
und die Straßen zu Schauplätzen ihrer Angst machen

Da muss man doch was machen!
Sagen sich diese sächsischen Männer
die sich im Ausland
wie die letzten Wichser aufführen
Die besoffen durch die Straßen ziehen
in fleckigen Unterhemden und Hosen aus Taiwan
und sich über die ausländischen Sitten und Gebräuche beschweren
Die ausländische Frauen belästigen
im eigenen Land
und fröhlich ihre Reichskriegsflaggen schwenken
und nur noch glücklich sind
wenn sie in grölenden Gruppen
ihren Frust in die Welt schreien
oder sich gegenseitig aufs Maul hauen 

Ich habe keinen Bock mehr auf sie!
Keinen Bock mehr auf sächsische Männer 
und Vorurteile und Hass 








Deutscher Widerstand


Heute gibt es in Deutschand keinen Widerstand mehr, den man uns abkaufen würde. Zu geringfügig scheinen unsere Probleme, um die nötige Wut aufzubringen auf die Straße zu gehen und eine Revolution auszurufen. Es sei denn, man bewegt sich auf der Seite von Pegida, hört sich zusammenhangsloses Gerede verschiedener Hassprediger an und geht anschließend noch wütender nach Hause, ohne dass sich etwas verändert hätte. Es gibt keine angebotenen Alternativen, weil ernsthafte Lösungsansätze fehlen. Die Welt ist zu kompliziert geworden, als dass man mal eben sagen könnte, wie man sie schnell besser machen kann. Das sieht man auch an den inhaltslosen Parteien gegen die Pegida ja so wettert. Allerdings reagieren sie mit eben derselben Inhaltslosigkeit. Dann kommen die Gegendemonstranten. Die sind auch dagegen, haben aber auch keine eigene Meinung. Jeder Einzelne speist sich aus dem Gedanken gegen jemand anderen zu sein. In diesem Dagegen fühlt sich niemand so richtig wohl, dafür aber sicher. Sein Dasein ist jetzt berechtigt. Allerdings fällt es dabei recht schwierig Initiative zu ergreifen, weil wir uns ja alle unsicher sind, ob wir nicht vielleicht genau so eine Scheiße fabrizieren wie all jene, die wir kritisieren. Das Einzige, an dem wir noch eine Spur von Widerstand erahnen können, ist dieses mürrische Meckern, dieses beklagenswerte Jammern, für das wir Deutsche ja so berühmt sind. Wir haben unsere Form des Widerstands gefunden. Ganz leise und von unten hinauf versuchen wir die Welt aus den Angeln zu heben. Wir gehen jetzt auf die Straße! Wir gehen jetzt Unterschriften sammeln!
 

Wir haben uns Schilder und Transparente gemalt, mit denen wir auf das kapitalistische Großunternehmertum aufmerksam machen wollen. Auf ihnen steht: „Nehmt uns unsere Häuser und verprügelt unsere Kinder, schlagt unsere Frauen und bedient euch an unseren Geldbörsen! Wir haben keinen Bock mehr uns zu wehren. Wir sammeln jetzt Unterschriften!“

Unsere Initiative ist nett gemeint, auch wenn die Leute nicht so recht verstehen, um was es uns eigentlich geht. Aber genau das ist der Punkt, an dem wir sie kriegen. Sie stellen sich Fragen und kommen mit uns ins Gespräch. Worum es geht, ist erstmal Nebensache. Erstmal Präsenz zeigen, dann gegen die Reichen wettern – das kommt immer gut an – und dann zu den konkreten Punkten kommen. Die Leute sagen dann sowas wie: „Super, dass ihr das macht.“ Und son Kram. Das lässt das Revoluzzerherz schneller schlagen. Dann gehen sie weiter und haben uns an der nächsten Straßenecke wieder vergessen. Ihre Unterschriften aber bleiben – sie sind Zeichen ihrer Würde. Sind Zeichen für etwas, für das sie stehen, aber keine Zeit hatten sich dafür zu engagieren. Aber dafür sind ja auch wir da. Straßenkämpfer im alltäglichen Zermürbungskrieg rivalisierender Meinungen.




Eines Tages gehen wir deshalb so völlig energetisiert durch die Straßen, aufgeputscht durch das positive Feedback des gemeinen Volkes, bis plötzlich eine Handvoll aufgepumpter Bauarbeiter vor uns steht. Muskelbepackt und wettergegerbt nehmen sie uns in den Zangengriff. Sie alle tragen dunkle Sonnenbrillen und Lederhosen, alberne Hüte und den Schalk im Nacken.Zzunächst sind sie noch total freundlich, machen viele geschmacklose Witze, die wir auch ganz nett finden und bieten uns von ihrem Chrystal Meth an, das wir dankend ablehnen. Dann schlägt die Stimmung plötzlich um. Sie umkreisen uns wie Wölfe ein saftiges Stück Fleisch, stellen uns provokante Fragen, die wir nicht beantworten können und bauen sich vor uns auf wie die Häuser, die sie einst schufen. Plötzlich spüre ich wie einer von ihnen mir von hinten zwischen die Beine greift und mich an meinen Eiern einen halben Meter vom Boden aufhebt. Ich kippe nach vorn um und versuche mich an meinem Vordermann abzustützen. Es entsteht ein Bild in meinem Kopf von zwei Walnüssen, die man in einer Hand aneinander aufknackt. Als nächstes merke ich nur noch wie man mich durch die Luft wirbelt und ich krachend auf das Kopfsteinpflaster knalle. Mir wird bewusst, dass die Arbeiter gekommen sind, etwas anderes zu bearbeiten als ihre Steine und Hölzer und Baustellen, nämlich uns und unsere schlaffen Körper. Wir sind zu einer anderen Baustelle geworden, in Auftrag gegeben von denselben engagierten Unternehmern, gegen die wir hier versucht haben zu rebellieren. Und die Leute machen ihren Job gut. Man kann es an der Kraft ihrer Schläge spüren. Sie sind gute und gewissenhafte Arbeiter, die noch ganz aufgepeitscht von der körperlichen Arbeit auf dem Bau sind. Gründlich und mit glühendem Arbeitseifer verwirklichen sie die Ideen ihrer Auftraggeber mit vollster Zufriedenheit. Sie glänzen im Rausche des Abenteuers und der Drogen, nehmen uns nicht nur unsere Unterschriftensammlungen, sondern auch unsere Kugelschreiber und sämtliche Schreib- und Propagandautensilien und werfen sie in eine Mülltonne, die sie vor unseren Augen in Brand stecken. Anschließend ziehen sie uns unsere Schuhe aus und verprügeln uns damit nach Herzenslust. Danach werfen sie auch die ins Feuer, zusammen mit unseren zerlöcherten Jacken und fleckigen Hosen. Ja ja, diese Leute machen ihre Arbeit wirklich ausgesprochen gründlich. Sie wissen nämlich, dass sie den Feind nicht nur besiegen müssen, sondern auch demütigen, so dass er nicht noch einmal auf die Idee kommt, wieder so auf die Kacke zu hauen. Wäre ich ein Unternehmer, ich würde sie sofort einstellen, denke ich noch am Boden liegend, als ich den warmen Strahl ihres Urins empfange. Ich sage noch so, „Danke Jungs, das macht ihr echt gut!“, und fühle mich nur noch bestätigt in meinen Ansichten und feiere diese Tat als so eine Art Triumph. Mir wird es mit Fußtritten gedankt.


In den Fußtritten ist aber schon etwas Resignation zu spüren. Da ist keine große Motivation mehr dahinter. Man spürt, sie hassen uns, seitdem wir Abitur machten und sie währenddessen schon schuften mussten. Jetzt hassen sie uns, weil wir immer noch nicht arbeiten müssen und stattdessen irgendwelchen Scheiß studieren, den sie noch nicht mal aussprechen können. Später verdienen wir mit dem Scheiß auch noch mehr Geld als sie. Letztendlich hassen sie uns dafür, dass wir so sind wie die Leute für die sie arbeiten müssen, die sie bezahlen und gegen die auch wir wettern. Für sie sind wir Heuchler und Dummschwätzer und wahrscheinlich haben sie auch irgendwie recht damit, aber sie sind die wahren Verlierer dieser Gesellschaft. Vielleicht liegen wir jetzt am Boden, jeder von uns so aufgequollen wie der Elefantenmensch, mit nassen Strümpfen und vollgepissten Hemden und haben keinen Bock mehr uns zu wehren, doch irgendwie ist das alles nur halb so wild. Man muss halt auch mal einstecken können.