Pfeffi Briest
Der Klassiker neu aufgelegt

Der deutschsprachige Klassiker über das minzlikörliebende Madel vom Lande wurde zum Sprachrohr ganzer Generationen und man will fast sagen zum Sprachrohr einer ganzen Nation. Mit wem konnten sich die Reichsbürger von 1894 eher identifizieren als mit der kecken (weil total besoffenen) doch zurückhaltend naiven Pfeffi, die sich ihr Leben auf der Schaukel verbringend auf und ab schwang, um schlussendlich in unseren Herzen zu landen. Der kommerzielle Erfolg des beliebten Pfefferminzlikörs ist wohl zu einem Gros der glühenden Schreibe Fontanes zu verdanken, der ihn uns als himmlischen Trunk schier überirdischen Genusses schildert:

Ach wie wohl ich mich fühle“, sagte Pfeffi, „so wohl und so glücklich; ich kann mir den Himmel nicht schöner denken. Und am Ende, wer weiß, ob sie im Himmel so wunderschönen Likör haben.“

Pfeffis Hingabe steigert sich mitunter in einen Wahn wie er nur von den Deutschen des Wilhelminischen Zeitalters nachvollzogen werden kann. Denn die in der Einöde lebenden Frauen kannten meist nicht viel mehr als den Rausch durch den salonfähigen Likör, der damals noch vom Hausherren unter Verschluss gehalten und nur in kleinen Portionen an die Gattin gereicht wurde.

Innstetten holte eine weitere Flasche hervor, die von beträchtlicher Größe mit dem Ersehntesten gefüllt war. Pfeffi sagte kein Wort, und nur ihre Augen wurden immer größer; um ihre Mundwinkel war ein nervöses Zucken, und ihr ganzer zarter Körper zitterte. Mit einem Male aber glitt sie von ihrem Sitz vor Innstetten nieder, umklammerte seine Knie und sagte in einem Tone, wie wenn sie betete: „Gott sei Dank!“

 

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