Das Hole of Fame zusammen mit Nils Schumacher bei der GEMA
Schön wars bei unseren Freunden von
der GEMA, die uns in ihrer Dresdner Villa willkommen hießen. Die
Stimmung ist hier immer ausgelassen. Als ich das letzte Mal da war,
wurden in der Küche die Sektgläser poliert und an die gut gelaunten
Mitarbeiterinnen verteilt. „Musik ist uns was wert“, lese ich in
der Infobroschüre, in der sich die GEMA selbst beweihräuchert. Im
Flur sehe ich in zwei gegenübergestellten Spiegeln mich selbst bis
in die Unendlichkeit vervielfältigt. „Wow!“, denke ich. „Ganz
schön selbstironisch“, und fühle mich gleich ein wenig schlecht,
den Blick gewagt zu haben. So schnell kann's gehen mit der
Vervielfältigung und dem Recht darauf und den Leuten, die dieses
Recht sich selbst einfahren. Diese Menschen sind einfach besser,
denke ich und schäme mich dafür, dass wir es mit dem Hole of Fame
noch nicht hingekriegt haben, mit Kunst Geld zu verdienen - die GEMA
aber schon, und zwar so richtig. Vor den Toren steht der Mercedes, in
den Gängen der Villa ist der Boden mit poliertem Marmor ausgelegt
und im Palastgarten befindet sich der antike Pavillon, der zum Feiern
einlädt – natürlich mit GEMA-freier Musik. Da muss man verdammt
aufpassen!
Der Grund unseres Besuchs war eine
Viereinhalbtausend-Euro-Rechnung, die vom Hole of Fame verlangt
wurde. Da haben sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen richtig ins
Zeug gelegt. Sie haben uns nämlich Veranstaltungen der letzten drei
Jahre in Rechnung gestellt, unter anderem improvisierte JamSessions,
Literaturveranstaltungen, Filmvorführungen und jede Menge Bands, die
überhaupt nicht bei der GEMA sind. Hinzu kamen etwa ein Dutzend
Veranstaltungen, die aus scheinheiligen Gründen nochmls überprüft
werden mussten, etwa wegen unleserlich geschriebener Musikfolgen und
wegen von der GEMA verschlampten Formularen. Natürlich stellt uns
die GEMA auch das in Rechnung. Die wissen halt, wie's gemacht wird,
das große Geld mit der Kultur. Wir sind nur Stümper, die
unentgeltlich, ehrenamtlich unserer Arbeit nachgehen. Selbst schuld,
wenn wir die drei von der GEMA geforderten Formulare für jde
Veranstaltung nicht ordnungsgemäß abgeben, um – Zitat: „dem
Ärger aus dem Weg zu gehen.“ Aber Literaturveranstaltungen? Ich
bitte euch! „Nein“, hieß es da. „Es könnte ja Musik
gespielt werden, daher sollten Sie sich absichern, um uns zu zeigen,
dass Sie vor uns nichts zu verheimlichen haben.“ Vor der GEMA
verheimlichen? Was denn verheimlichen? Die Musiker sind bei uns und
wollen ihre Musik präsentieren und wenn sie bei der GEMA sind, dann
werden die sich schon melden. Darum geht es natürlich nicht, sondern
es geht um das Geschäft mit populären Songs, an denen andere nichts
verdienen dürfen – außer die GEMA natürlich, die darf das!
Paranoid schleppe ich seitdem GEMA-Formulare mit mir herum, aus Angst
ich könnte pfeifend auf der Straße von GEMA-Spitzeln in ein dunkles
Auto gezerrt werden und zur Kasse gebeten. Dann kann ich sagen: „Ich
wollt's doch anmelden. Ich hätte es euch gleich geschickt.“
Wir können uns aber immerhin damit
trösten, dass die GEMA nichts persönliches gegen uns hat. Wie wir
erfahren haben, ziehen sie nämlich gerade durch Dresden und
versuchen andere Leute massiv abzuzocken, so etwa Dynamite Records
oder Atelier Schwartz. Anscheinend hat die GEMA einfach gerade kein
Geld.
GEMA
Bezirksdirektion
Dresden
Zittauer
Straße 31
01099
Dresden
Dresden,
12.07.2015
Ihr
Schreiben vom 12.06.2015
Sehr geehrte Damen und
Herren,
vielen Dank für Ihren
Brief vom 12.06.2015. Nach Rücksprache mit allen Teammitgliedern und
Durchsicht unserer Unterlagen stimmen wir Ihnen vollkommen zu: Schon
allein die Anzahl der Musikfolgen, welche wir Ihnen - persönlich
oder per Post - haben zukommen lassen, Ihnen aber nicht vorliegen,
ist für uns nicht nachvollziehbar. Wie in den letzten Schreiben
unsererseits hier noch einmal die Versicherung, dass wir alle
Musikfolgen - sortiert nach Monaten - bei Ihnen abgegeben haben. Es
ist unbegreiflich, dass eine Musikfolge vom bspw. 02.10.2014 vorliegt
und die vom 05.10.2014 nicht. Wir werden ab sofort jede eingereichte
Musikfolge von Ihnen quittieren lassen, damit im Falle eines erneuten
ominösen Verschwindens in Ihrem Hause eine Versicherung auf unserer
Seite besteht. Falls Sie von uns erwarten, für die in ihrem Haus
verschwundenen Formulare Ersatz zu beschaffen, so teilen Sie dies uns
mit, wir werden Ihnen dann kulanterweise erneut Formulare mit den
jeweiligen Namen der Künstler zukommen lassen. Eine genaue
Auflistung der gespielten Werke ist uns aufgrund der verstrichenen
Zeit jedoch nicht möglich und obliegt somit - falls Ihrerseits
Interesse besteht - Ihnen. Dazu bitten wir Sie, uns eine genaue
Aufstellung aller nicht auffindbaren Musikfolgen zukommen zu lassen.
Wir bitten um diese Aufstellung bis zum 31.07.2015.
Des weiteren finden wir
es außerordentlich erstaunlich, dass für die bereits erstellten
Rechnungen keine Änderungen erfolgen können, zumal 22 der von Ihnen
in Rechnung gestellten Konzerte Veranstaltung mit Künstlern ohne
GEMA-Anspruch waren. Dies war über einfache Recherche in Ihrem
Online-Portal leicht herauszufinden. Wir haben diese Musiker ganz
gezielt eingeladen, weil sie sich das Privileg herausnehmen, Musik zu
machen und Konzerte zu spielen ohne um Ihre Erlaubnis zu bitten und
ohne den jeweiligen Veranstalter durch eine GEMA-Mitgliedschaft in
den finanziellen Ruin zu stürzen. Ferner wurde uns im persönlichen
Gespräch mit Ihrer Mitarbeiterin Karin Forbriger im April diesen
Jahres bestätigt, dass eine Nachmeldung der aufgrund eines
Missverständnisses nicht erfolgten Anmeldungen kostenfrei bleibt.
Darauf beziehen wir uns und widersprechen jeglichen Kontrollgebühren
ihrerseits.
Weiterhin sprechen Sie
die Improvisationsveranstaltungen an. Dazu möchten wir folgendes
mitteilen: im persönlichen Gespräch mit Ihrer Mitarbeiterin Karin
Forbriger im April 2015 wurde uns mitgeteilt, dass es durchaus
genüge, eine Versicherung an Eides statt in unserem Namen abzugeben,
die die Improvisationsveranstaltungen als solche kennzeichnet. Nach
unserem Verständnis wären die Veranstaltungen der Reihen "Lyrik
ist Happening", "Jazz Jam Session" und "Art Room"
solcherlei Improvisationsveranstaltungen. Ist dies korrekt? Um eine
Versicherung der jeweiligen Musiker einzuholen, benötigen wir von
Ihnen eine Aufschlüsselung aller von Ihnen als
Improvisationsveranstaltung verstandenen Programmpunkte. Eine
Versicherung der jeweiligen Musiker bis zum 27.07. einzuholen ist
jedoch aufgrund der Vielzahl der Künstler und ihrer Aufenthaltsorte
unmöglich und kann durch uns in der Art nicht gewährleistet werden.
Überdies stellen sie uns
eine Vielzahl von Veranstaltungen in Rechnung, die Gesamtsumme
beläuft sich auf über 1500,- €. Da wir außerstande sind, diesen
Betrag zu begleichen, finden Sie im Anhang dieses Schreibens eine
Richtigstellung aller Punkte, analog Ihres Forderungskataloges. Bei
der Durchsicht Ihre Forderungen fiel uns auf, dass der Großteil der
Kosten ungerechtfertigt und auf mangelnde Arbeitsweise in Ihrem Hause
zurückzuführen ist. Wir legen hiermit erneut Widerspruch gegen ihre
Rechnungen vom 12.06.2015 ein und überweisen bis zur Klärung des
Sachverhaltes - dies beinhaltet eine gewissenhafte Prüfung
Ihrerseits, es ist nicht ausreichend, Mahnungen und Rechnungen zu
versenden und mit Klage zu drohen - nur die Kosten für tatsächliche
GEMA-Ansprüche, analog unserer Richtigstellung.
Abschließend möchten
wir persönlich unsere bittere Enttäuschung über Ihr Haus äußern,
denn mit Ihrem unkooperativen und finanzfixierten Verhalten
torpedieren Sie nicht nur nachhaltig unser Bestreben, unabhängigen
und jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, sondern Sie sind
allgemein ein großer Schadensbringer im unabhängigen,
eigenfinanzierten und ehrenamtlichen Kunst- und Kulturgewerbe der
Stadt Dresden. Durch Ihre Arbeitsweise zerstören Sie wissentlich
kulturelle Einrichtungen und dies macht uns sehr traurig, gewiss auch
wütend.
Hole of Fame e.V.
Der Vorstand
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